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BlogPost

Freitag, 2. Januar 2015

Nigel Farage *** .... und über andere ganz falsche Propheten





Nigel Farage – 
Und über andere ganz falsche Propheten


Es gibt Blender, die sind so gut, dass sie sich sogar selber blenden. Rose von der Au, deutsche Lyrikerin.

Nach länger Zeit, in der mich berufliche Verpflichtungen und anderweitige persönliche Interessen davon abhielten, auf dieser schönen Plattform tätig zu sein und regelmäßig zu lesen, staunte ich bei meiner Wiederkehr nicht schlecht, in welche Richtung viele der hier geposteten Beiträge zielen. 

Besonders der Beitrag über den Gastauftritt von Nigel Farage in der Schweiz stieß mir sauer auf, zeigte er doch, dass diesem Mann (und den durch ihn vertretenen Ideen) auch hier ziemlich viel und unkritisch Raum und Publicity gegeben wird.

Bedauerlicherweise geschieht es nicht nur hier auf dieser Plattform, dass der sog. Europa-Politiker aus Großbritannien gerne vorgezeigt wird, wenn es darum geht, Missstände (die es in der EU sicher gibt) aufzuzeigen.

















Mit dem Hinweis, dass da endlich einer mal Klartext spräche, lässt man ihm selbst Beleidigungen Andersdenkender durchgehen. Besonders wenn es um die Verteidigung der sozialen Bürgerrechte geht, beziehen sich sogar sog. Linke auf Farage, völlig ungeachtet, dass der Brite genau das Gegenteil davon vertritt.

Nigel Farage ist Parteichef der UK Independence Party (UKIP) und Mitglied des Europa-Parlaments seit 1999, eingebunden in die Parlamentsgruppe “Europa der Freiheit und der Demokratie”. Nigel Farage bezeichnet sich selbst als libertär (Anm d Verf: nicht verwechseln mit liberal) und er sagt, Margaret Thatcher sei "für ihn persönlich eine große Inspiration" *1 gewesen. 

Das hat der ehemalige Investment-Banker schließlich gelernt und an vielen Problemen die er heute anprangert (z.B. Probleme mit dem Euro), war er von der City of London aus, sozusagen als Täter und Mit-Verursacher, beteiligt. 

Die Bank ausrauben und haltet den Dieb rufen, ist charakteristisch für populistische Marktradikale, wie es sie in vielen europäischen Ländern gibt (z.B. in Deutschland der Herr Lucke von der AfD). Farage ist ein Mann, der Unzufriedene (oft genug auch Uninformierte) aller Richtungen hinter sich sammelt, die ihn als Kritiker des Systems zu ihrem Zeugen machen wollen.

Schaut man sich aber die oben genannte Gruppe “Europa der Freiheit und der Demokratie” einmal genauer an, dann wird man erschrecken, wer sich da so alles tummelt: Das geht von der italienischen Lega Norte bis zu den dänischen Rechtsradikalen, von der orthodoxen Partei Griechenlands bis zur französischen Front National. 

Was sie zusammenhält ist ihr Euro-Skeptizismus, ihr Nationalismus und ihr Hass auf Immigranten (besonders muslimische). Somit kann man ruhigen Gewissens sagen: Farage ist ein Ultra-Rechter ist wie Le Pen in Frankreich oder die Morgenröte in Griechenland. Für seine Familie kann man bekanntlich nichts, aber seine Freunde (besonders die politischen) kann man sich aussuchen… und das wirft dann ein Licht auf einen selbst, wenn man sich solche Freunde sucht.

Wer macht sich schon die Mühe Parteiprogramme zu lesen? Man könnte ja heraus finden, dass das was der Mann sagt, eben doch nur Schaumschlägerei ist oder jedenfalls nichts mit den Interessen der sog. Kleinen Leute (die er vorgibt zu vertreten) zu tun hat. Dass die UKIP, also die Partei von Nigel Farage, rechtsradikal ist wird klar, wenn man sich anschaut was sie erreichen will (ich beschränke mich auf ein paar wenige Punkte *2):

> Immigration eliminieren
> Sofortige Ausweisung aller illegalen Immigranten
> Eliminierung aller Konzepte, die “Multikultur befördern „
> Abschaffung der Bewegungsfreiheit der Bürger in Europa
> der Sozialstaat Großbritanniens nur für englische Bürger
> Ablehnung von Abgaben auf Finanztransaktionen
> Steigerung des britischen Militärhaushalts um 40 Prozent
> Erhöhung der Gefängnis-Plätze um 50 Prozent
> drastische Verschärfung des Strafrechts 
> Wiedereinführung der Todesstrafe
> Einfrieren aller Gehälter und Renten im öffentlichen Sektor
> Förderung und Ausweitung von Atomkraftwerken
> Ablehnung aller Justiz, die nicht britisch ist
> Briten zuerst!

Die Kritik am System des ewig lauten und polemisch klingenden Farage wird oft genug genüsslich aufgesogen von Menschen, die glauben, endlich einen unangepassten Verteidiger sozialer Errungenschaften und der Bürgerrechte gefunden zu haben, weil sie sich von seiner aggressiven Kritik am Establishment blenden lassen, die jedoch leicht auseinander zu nehmen ist, wenn man etwas genauer hinschaut.

Niemand sollte sich umgarnen lassen von Politikern, deren Vorträge auf der Zerstörung hart erarbeiteter Errungenschaften aufgebaut sind, anstatt auf deren Weiterentwicklung im Interesse der Menschen. 

Purer Populismus und untaugliche Ideen und Vorschläge, die sogar Hass und Beleidigung als legitimes Argument zulassen wollen, kann zu nichts anderem führen, als zur Verschärfung der Probleme, die man vorgibt beseitigen zu wollen. 

Auch wenn Teile von Farages Vorträgen eingängig klingen mögen, darf man sich nicht von ihnen vereinnahmen lassen und beginnen sie zu relativieren; nach dem Motto “auch wenn der von Rechtsaußen kommt, da hat er Recht” oder “der sagt aber die Wahrheit”.

Er hat eben nicht Recht und sagt auch nicht die Wahrheit, die versteckt er hinter den eingängigen Floskeln und verlässt sich dann darauf, dass niemand dahinter kommt, was er eigentlich im Schilde führt.

Weit davon entfernt, diesen Mann mit Figuren aus der jüngeren Geschichte gleichsetzen zu wollen, sage ich trotzdem, dass die Methode nicht neu ist und es sie schon oft erfolgreich Anwendung fand. Das System das er anprangert, wird eigentlich von ihm geschützt, in dem man Sündenböcke proklamiert, die an allen Missständen des Systems schuld sein sollen; z.B. Immigranten (besonders moslemische… ohne zu sagen, warum gerade die). 

Es müssen halt immer Minderheiten herhalten, die sich nicht so gut wehren können. Dann lautet die Parole plötzlich „Briten zuerst“. Glaubt den irgendein Nicht-Brite, dass dieser Farage ausgerechnet diesen Spruch nicht wörtlich meint? Und was hat man dann als Nicht-Brite davon, wenn man dem Mann zujubelt? Wir Deutschen haben ja historische Erfahrung mit solchen Methoden. Damals (und heute wieder – nur etwas leiser vielleicht) hieß das Deutschland über alles…

Aus solchen Quellen speist sich aktuell in Deutschland auch die sog. PEGIDA. Wie in vielen Ländern Europas, tauchen auch in D plötzlich selbsternannte Anwälte der “Kleinen Leute” auf, die unterschwelligen Unmut aufgreifen und ihn (zu ihrem persönlichen Vorteil) auf jene lenken, die eigentlich nichts dafür können, aber als Sündenböck so herrlich funktionieren. 

Richtige Lösungen beruhen aber nicht auf Stimmungen, sondern auf Analysen und den richtigen Schlussfolgerungen daraus. Die interessante Frage ist nun: Aus welchen Quellen speist sich nun dieser Unmut? Meine Antwort lautet: Aus einem Legitimitäts-Problem des kapitalistisch/demokratischen Systems. Viele Menschen spüren, dass es in unseren Gesellschaften total ungerecht zugeht. Während Millionen Leute in prekären Jobs nicht die Butter aufs Brot verdienen, stecken sich die sog. Eliten die Taschen voll. 

Während das Bankensystem mit Billionen vor dem selbstverschuldeten Kollaps gerettet wurde, bestraft man Arbeitslose mit Leistungsentzug, wenn sie sich zu einem Termin im Amt verspäten; weintrinkende lebenslang versorgte Hochschulprofessoren, predigen kleinen Leuten das Wassertrinken (und diese professoralen Halunken werden auch noch von den von ihnen Verhöhnten hier auf dieser Plattform gelobt – z.B. der Herr Sinn *3)... usw.

Natürlich nehmen uns Ausländer die Arbeitsplätze ab: General Motors aus USA schließt einen Standort in Bochum, obwohl dort Schwarze Zahlen geschrieben wurden; die Finnen von Nokia hatten vorher schon einen ganzen Standort nach Rumänien verlegt, weil sie dort Subventionen abgreifen konnten… die Reihe ließe sich sehr lange fortsetzen. 

Nur, sich dagegen zu wehren ist nicht so einfach wie auf Immigranten zu schimpfen und es hieße, sich gegen das System zu stellen. Aber dafür reicht wohl das Mütchen nicht, das kühlt man sich lieber an den Schwachen. Das System würde sich das nämlich nicht gefallen lassen und schließlich die Gegner eliminieren (man schaue aktuell nach Hongkong und frage sich, warum der Westen nicht massiv protestiert... vielleicht hat man Verständnis).

Fest steht, dass der gesellschaftliche Verteilungsspielraum massiv zu Ungunsten der arbeitenden Bevölkerung eingeschränkt und dafür das gesellschaftliche Produkt auf Wenige – von unten nach oben – verteilt wurde. 

Die sog. Eliten ziehen sich aus der Finanzierung des Gemeinwesens zurück und überlassen das den Habenichtsen. Die „soziale Mangelwirtschaft“, z.B. in Rente, Gesundheit und Bildung, resultiert daraus. Und genau das ist die Quelle des Unmuts: Die Ungerechtigkeit. Nur, um die zu beseitigen ist es unsinnig auf Immigranten zu deuten. Es sei denn, es geht gar nicht um die berechtigten Interessen der Menschen einer Gesellschaft und man vertritt klammheimlich ganz andere Absichten. 

Dann, und nur dann, macht die Sündenbock-Politik Sinn… und wer sich in diesem Wissen vor den Karren einer PEGIDA oder eines Nigel Farage spannen lässt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen ein politischer Rechtsaußen zu sein.

Wie oben schon erwähnt, haben wir in Deutschland direkt (und im Anschluss danach im übrigen Europa leider indirekt) leidvolle Erfahrungen mit Rechtsaußen machen müssen. So etwas sollte in der EU und ganz Europa nicht noch einmal passieren; weder in GB noch in D, weder in CH noch in F. Niemand sollte später mal sagen, man hätten nicht gewusst, was Leute wie Nigel Farage und die übrige Riege der Rechtspopulisten geplant hatten. 

Wer sich auf den schrillen Europa-Politiker beruft, sollte genau wissen, was er tut. Übrigens: Farage ist ein Hugenotten-Name… wenn die Vorfahren von Nigel Farage genauso behandelt worden wären, wie er es mit heutigen Immigranten zu tun gedenkt, dann gäbe es ihn nicht…

Wilfried John                                               Tiefenbach, den 01.01.2015

*2) http://de.wikipedia.org/wiki/UK_Independence_Party




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